Das Beil von Wandsbek

Das Beil von Wandsbek

Michael Schneider

Ein deutsches Drama nach dem gleichnamigen Roman von Arnold Zweig

Uraufführung: 1988 am Hessischen Staatstheater Darmstadt.

Regie: Jens Pesel

Handlung

Es ist das Jahr 1937. Der Hamburger Schlachtermeister Albert Teetjen ist ein kleiner SA-Mann, ein Nazi-Mitläufer, der von der Konkurrenz der großen Warenhäuser an den Rand des Ruins gebracht wurde. Er sucht Hilfe bei seinem früheren Kriegskameraden Footh, einer lokalen Nazi-Größe. Im Amt eines Senators ist Footh zu Ansehen und Wohlstand gelangt durch skrupellose Bereicherung bei der „Arisierung jüdischen Kapitals“. Er gibt sich hilfsbereit und schiebt Teetjen, nicht ohne eigene Interessen zu verfolgen, eine äußerst einträgliche Gelegenheitsarbeit, einen Job als Ersatzhenker zu: vier politische Häftlinge sollen mit dem Beil hingerichtet werden.

BeilvonWandsbekDer Schlachtermeister wird aus Not und Gedankenlosigkeit zum willfährigen Werkzeug des braunen Terrors. Doch seine Tat wird ruchbar, die Kundschaft boykottiert den Metzger, der zum Henker wurde. Er ist indes nicht nur Opfer des Boykotts, sondern auch einer Politik, die das blutige Geschäft an „die da unten“ delegiert, damit „die da oben“ eine saubere Weste behalten.
Seine Frau Stine, zwischen Gewissenspein und Loyalität zu ihrem Mann hin- und hergerissen, erhängt sich.

Albert bringt ihren Leichnam hinaus an die Elbe, um im Strom mit ihr gemeinsam ein Grab zu finden.

 

Pressestimmen

„Verdienstvoll ist es von dem engagiert ‚vergangenheitskritischen’ Michael Schneider, diesen Roman rund um eine Zeitungsnachricht von kurz vor dem Krieg auf die Bühne übertragen zu haben.“ cbg., Neue Züricher Zeitung

„Der naive, mit seinen Skrupeln ringende Metzgermeister Teetjen ist bei allem Tun kein unsympathischer Mensch, keine monströse Negativfigur, die zu rascher Distanzierung einlädt, oder zu allzu selbstgefälliger moralischer Verurteilung. In dieser Beschreibung eines Täters auch als Opfer mag für Michael Schneider der Reiz gelegen haben, diesen Stoff zu dramatisieren. ... Für Darmstadt war dies eine der szenisch und stofflich bislang engagiertesten Theaterabende der Saison.“ Eckard Franke, Sender Freies Berlin

„Bühnenwirksam hat Michael Schneider die Faust-Paraphrase ins Licht gehoben, die Zweig in seinem Roman versteckte. Goethes Prolog im Himmel reimt sich bitter-witzig auf das braun-deutsche Schreckensspiel. Und das Ehepaar Teetjen in seinen Alltagssorgen, seinem engen Kleinbürgerglück, bringt der Autor zum Verstehen nahe: Menschen wie viele andere in schlimmer Zeit, Schuldige und Opfer zugleich.“ Heinz Schönfeldt, Mannheimer Morgen

„Die Haupthandlung erinnert in Stoff, Manier und Sprache deutlich an Horvath. Schneider findet für sie eine poetische Kunstsprache, die vom Naturalismus abstrahiert ist. ... Trotz dreieinhalbstündiger Spieldauer reihen sich die Momentaufnahmen brauner Vergangenheit bei aller Horvath/Zweig/ Schneiderschen Erzählpoesie dramatisch aneinander, berechtigte Bravorufe zur Uraufführung!“ Ruth Morgenstern, Unsere Zeit

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